2002

Heiner Stachelhaus gestorben

Die deutsche AICA trauert um Heiner Stachelhaus, Mitglied seit 1975 und von 1980 bis 1989 einer ihrer Vizepräsidenten.

Das Schreiben schien ihm angeboren, und doch wußten die mit ihm Befreundeten darum, wie er sich alles von früher Jugend auf erarbeitet hat. Wenn er eines seiner Bücher vorbereitete, so ging der Niederschrift stets ein langwieriger Zeitraum der Recherche voraus, in dem er sich die Materie skrupulös aneignete. Das Schreiben des Buches selbst ging dann ungemein zügig vonstatten. Heiner Stachelhaus zog sich, wenn möglich, für einige Wochen aus dem Verkehr und entfaltete eine ganz ungewöhnliche konzentrierte Energie für die Niederschrift. So entstand das äußerst erfolgreiche Beuys-Buch (1987). Nach dem erweiterten Kunstbegriff, dem erweiterten Museumsbegriff, hatte Stachelhaus mit seinem Beuys-Buch den erweiterten Buchbegriff erfunden - wie er als Widmung ins Buch schrieb. Dabei verzichtete er weitgehend auf die beliebten Analysen und Interpretationen und erforschte die Wirkung des Künstlers durch dessen eigenes Denken und Tun. Ähnliches kann man von dem späteren "Zero"-Buch (1993) sagen, in dem er Zero aus dem inner circle als innere Biographie darstellte. Es machte und es macht Vergnügen, seine Bücher zu lesen, auch für Insider. Er litt allerdings etwas darunter, dass seinem Malewitsch-Buch (1989) nicht der Erfolg beschieden war, wie seinen anderen.

Er schrieb Kunstkritiken für die NRZ (Neue Ruhr-/Neue Rhein-Zeitung) in Essen, wo er ab 1968 Kulturredakteur war. Mit der Verdrängung der Kunst aus den Feuilletons war er überhaupt nicht einverstanden und fand klare Worte dagegen. Er konnte (Fehl-) Entwicklungen mit Namen benennen, laut und deutlich. Es gehörte zu seiner Persönlichkeit, dass er liebte und hasste und beides leidenschaftlich artikulierte. Die Kunst war seine Passion, was sich in vielen lebenslangen Künstlerfreundschaften ausdrückte. Zeichen dieser Freundschaften waren viele Bücher und Buchkataloge, die er herausgab oder für die er kenntnisreiche Texte schrieb.

Er war am 27. August 1930 in Radevormwald geboren, lebte in Düsseldorf und dann jahrzehntelang in Essen, später in Mülheim/Ruhr; er starb am 8. Juli 2002 in Essen.

Wir werden Heiner Stachelhaus ein ehrendes Gedenken bewahren.

Jürgen Claus, 11.07.2002


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