2010 Kunstsammlungen Chemnitz

Museum des Jahres 2010


Die Auszeichnung der Deutschen AICA zum „Museum des Jahres 2010“ wird den Kunstsammlungen Chemnitz verliehen.Sie umfassen ein außerordentlich reiches Sammlungsspektrum, haben ihren Schwerpunkt jedoch in der Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts. Die sehr wechselvolle Geschichte, die die Kunstsammlungen nach 1933 erlebt und erlitten haben, teilen sie mit den meisten anderen bedeutenden Museen in den heutigen „neuen“ Ländern, aber erschwerend hinzu kommt der beispiellose Niedergang der einst so wohlhabenden Industriemetropole Chemnitz, die übrigens erst seit 1920 Trägerin der als Bürgerinitiative entstandenen Kunstsammlungen ist. Anders als in Dresden oder Leipzig, wo Bürgerstolz sich stets auch auf die Kunstmuseen richtete, musste in Chemnitz nach der Wiedervereinigung quasi von Grund auf gearbeitet werden. Ein wichtiges Vehikel dabei war und ist die spektakuläre Ausstellungstätigkeit. Man kann es kaum treffender sagen als mit den nüchternen Worten, die das von Paul Raabe verantwortete und 2006 aktualisierte „Blaubuch“ der Bundesregierung zu den „kulturellen Leuchttürmen“ in den fünf östlichen Bundesländern gefunden hat: „Die Kunstsammlungen Chemnitz sind mit ihren Aufsehen erregenden Sonderausstellungen eine außerordentlich aktive und erfolgreiche Kultureinrichtung, die die Stadt Chemnitz wieder in das gesamtdeutsche Kulturbewusstsein gebracht hat.“ Statt „gebracht“ sollte man lieber „gehoben“ sagen, aber das ändert am geschilderten Sachverhalt nichts. Unter der seit 1996 amtierenden Generaldirektorin Ingrid Mössinger haben Ausstellungen wie „Edvard Munch in Chemnitz“, „Ernst Ludwig Kirchners Deutschlandreise“, aber ebenso die Präsentation der Aquarelle von Bob Dylan, die hier ihre Weltpremiere feierten, eine zählbare, ebenso auch in ganz Deutschland hör- und lesbare Resonanz gefunden.In der Folge gelang es den Kunstsammlungen, mit der Renovierung der Villa Esche und der dortigen Einrichtung der Zweigstelle eines Henry-van-de-Velde-Museums, sodann mit der Stiftung des Münchner Galeristen Alfred Gunzenhauser zur in Chemnitz besonders gepflegten Kunst der Weimarer Zeit – für die 2008 das neusachliche Sparkassengebäude von 1930 ausgebaut werden konnte – und der des Düsseldorfer Ehepaares Flügge mit deutscher Kunst der allerjüngsten Vergangenheit nicht nur historisch bedingte Lücken zu schließen, sondern Glanzpunkte zu setzen, die Chemnitz seinen früheren Rang als Museumsstadt zurückgeben. Da die Anerkennung als „Museum des Jahres“ für das gegenwärtige Jahr 2010 ausgesprochen wird, soll besonders betont werden, dass die vor wenigen Monaten erfolgte Wiedereröffnung des Museumsgebäudes am Theaterplatz nach umfassender Sanierung nach dem endlichen Auszug aller bisherigen Mitnutzer des einhundert Jahre alten Hauses, für die immerhin 22 Millionen Euro aus öffentlichen Mitteln bereitstand, den krönenden Abschluss einer veritablen Wiederauferstehung der Kunstsammlungen Chemnitz bildet.

Bernhard Schulz, Berlin, 07.10.2010


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